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Checkliste: Quartiersfreiflächen klimaresilient gestalten

Ziel

Mit dieser Checkliste können Sie wohnungsnahe private Freiflächen und öffentlich nutzbare Flächen wie Plätze oder kleine Parks in der Planung weiterentwickeln. Die Checkliste bietet einen Überblick über Maßnahmen, mit denen Sie Nutzer:innen der Grünflächen vor Hitze schützen. So stärken Sie die Klimaresilienz im Quartier.

Für

Für großräumige Projekte wie Kaltluftleitbahnen oder Grüngürtel lohnt sich ein Blick in die Checkliste „Klimaresiliente Freiräume langfristig planen“.

Foto: Adobe Stock

Altbäume erhalten

Hauptverantwortliche: Planer:innen, Landschaftsarchitekt:innen, Architekt:innen

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Wirkung/Details

Zu beachten

Neu gepflanzte Bäume brauchen Zeit, bis sie die gleiche Kühlwirkung wie Altbäume erreichen. Sie sind daher kein gleichwertiger Ersatz für Altbäume. Auch wenn grundsätzlich gilt: „Baurecht bricht Baumrecht“, können Sie unterschiedliche Planungsvarianten einfordern, die einen Erhalt wertvoller Altbäume ermöglichen.

Damit vitale Großbäume trotz Baumaßnahmen im Quartier geschützt werden können, sollten sie bereits in der Planung mitgedacht werden. Genügend Abstand zu geplanten Gebäuden, Unterbauungen und Feuerwehrzufahrten sowie sonstigen Festflächen sind entscheidend für den Baumerhalt in der Bauphase. Grundsätzlich ist der Schutzbereich (= Kronentraufe zuzüglich 1,50 m) von jeglichen baulichen Eingriffen freizuhalten.

Baumerhalt bei Flächenkonflikten Zu Baumfällungen kommt es oft im Zuge von Nachverdichtungen, insbesondere wenn in Innenhöfen Stellplätze bzw. Tiefgaragen entstehen. Der Steckbrief „Quartiersgaragen und umgenutzte Stellflächen“ zeigt Lösungen auf.

Strategische Baumpflanzungen vornehmen

Hauptverantwortliche: Grünämter, Landschaftsarchitekt:innen, Architekt:innen, Wohnungsunternehmen

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Wirkung/Details

Zu beachten

Großbäume kühlen effektiv durch Verschattung und Verdunstung. Bäume gezielt zur Verschattung von Hitze-Hotspots zu pflanzen, kann den thermischen Komfort im Außenraum verbessern.

Baumpflanzungen sind besonders dort effektiv, wo sich Menschen im Sommer aufhalten, weil die Kühlwirkung durch direkte Verschattung größer ist als die Wirkung auf die Lufttemperatur. Sie sollten hingegen vermieden werden, wo die Baumkronen den Luftaustausch – und somit die nächtliche Abkühlung – behindern. Wählen Sie klimaresiliente Baumarten: Die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz e. V. (GALK) führt eine regelmäßig aktualisierte Liste geeigneter Stadt- und Straßenbäume und beschreibt die Baumarten in der Broschüre „Zukunftsbäume für die Stadt“.

Optimaler Hitzeschutz durch Bäume Wie groß ist die Kühlwirkung von alten und jungen Bäumen? Was gilt es bei der Auswahl von Baumarten, Standort, Substrat etc. zu beachten? Anregungen und Lesetipps bietet der Steckbrief „Bäume als Hitzeschutz“.

Heatmap des Bahnhofsviertels in München

Unbegrünte Straßen werden von Bewohner:innen des Bahnhofsviertels in München als besonders unangenehm (dunkelrot), baumbestandene Straßen dagegen als angenehme Flächen empfunden (blau).1

Grafik: Ludwig-Maximilians-Universität München 2020

Fußläufige Grünflächen erhalten

Hauptverantwortliche: Planer:innen, Landschaftsarchitekt:innen, Architekt:innen

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Wirkung/Details

Zu beachten

Fußläufig vom Wohnort erreichbare Grünflächen sind besonders wichtig für vulnerable Gruppen, die nicht über Mobilität, Zeit oder Geld verfügen, um weiter entfernte Grünräume zu nutzen. Mit Freiflächengestaltungsplänen und entsprechenden Festsetzungen in Bebauungsplänen mit Grünordnung können Sie eine ausreichende Versorgung sichern. Eine Freiflächengestaltungssatzung kann die Qualität der Begrünung auf Baugrundstücken gewährleisten.

Damit wohnortnahe Grünflächen genutzt werden und zur Klimaresilienz beitragen, sollten sie eine hohe Aufenthaltsqualität haben und dabei einige Qualitätsmerkmale erfüllen wie z. B. Verschattung und Wasserdurchlässigkeit.

Grünflächen qualifizieren

Hauptverantwortliche: Landschaftsarchitekt:innen, Planer:innen

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Wirkung/Details

Zu beachten

Die Ausstattung ist entscheidend für die Erholungsfunktion einer Grünfläche. Hierfür braucht es schattenspendende Bäume und kühlende Wasserelemente, ausreichende Sitzmöglichkeiten und Spielflächen. Mit einem Pflegekonzept können Sie die langfristige Entwicklung unterstützen.

Damit neugepflanzte Bäume einen optimalen Beitrag zur langfristigen Klimaresilienz leisten, sind einige Punkte bei der Wahl der Baumart und des Standorts zu beachten.

Hinweise dazu finden Sie im Steckbrief „Bäume als Hitzeschutz“.

Wasser zur Kühlung einsetzen

Hauptverantwortliche: Planer:innen, Landschaftsarchitekt:innen

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Wirkung/Details

Zu beachten

Brunnen, Nebelduschen oder Trinkwasserspender dienen zur Abkühlung.

Bei Trinkwasserspendern gibt es oft Haftungsfragen bezüglich Hygiene und Sicherheit der Installation. Der gemeinnützige Verein „a tip: tap“ bietet (kostenpflichtige) Beratung und Praxisbeispiele an.

Verschattete Sitzgelegenheiten schaffen

Hauptverantwortliche: Planer:innen, Landschaftsarchitekt:innen

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Wirkung/Details

Zu beachten

Bei hoher Hitzebelastung dienen verschattete Sitzgelegenheiten zur Erholung, insbesondere für vulnerable Bevölkerungsgruppen.

Damit die Sitzgelegenheiten angenommen werden, sind besonders für ältere Menschen Rückenlehnen wichtig.

Sitzplätze ohne Rückenlehne

Gerade ältere Menschen brauchen Sitzgelegenheiten mit Rückenlehne: Dieser Münchner Platz wird auch wegen der ungemütlichen Steinquader wenig genutzt.

Foto: © Thomas Rösler

Verschattete Sitzbänke

Insbesondere vulnerable Bevölkerungsgruppen wie ältere Menschen brauchen bei hoher Hitzebelastung schattige Sitzgelegenheiten, damit sie Pausen machen und sich ausruhen können.

Geeignete Flächen entsiegeln

Hauptverantwortliche: Landschaftsarchitekt:innen, Architekt:innen, Wohnungsunternehmen

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Wirkung/Details

Zu beachten

Entsiegelte Flächen tragen zu einem nachhaltigen Starkregenmanagement bei, indem sie Regenwasser versickern lassen und speichern können. Wenn diese Flächen zusätzlich begrünt werden, kühlen sie nachts auch schneller ab. Bei ausreichender Wasserverfügbarkeit kühlen sie zusätzlich die Umgebung durch Verdunstung.

Wasserdurchlässige Stellplätze und Gehwege können den Versiegelungsgrad eines Quartiers reduzieren. Auch städtebauliche Sanierungsverfahren und die damit verbundene Überarbeitung des Mobilitätskonzepts bieten oft Potenzial für Entsiegelung. Hier bieten insbesondere die Dimensionierung und Neuaufteilung von Straßenflächen und der Umgang mit dem ruhenden Verkehr Möglichkeiten.

Flächen mit Entsiegelungspotenzial (Berlin) Das Land Berlin erfasst und bewertet ungenutzte versiegelte Flächen. Durch ihre Entsiegelung sollen die natürlichen Bodenfunktionen wiederhergestellt werden. Weitere Informationen und Links finden Sie im Portal für kommunales Flächensparen.

Quartiersorganisationen, Bürger:innen und Unternehmen zur Begrünung und Grünpflege aktivieren

Hauptverantwortliche: Planer:innen

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Wirkung/Details

Zu beachten

Grün kann nur kühlen, wenn es gut mit Wasser versorgt ist. Kommunale Ressourcen reichen für die Pflege oft nicht aus. Einige Aufgaben der Grünpflege können auch Bürger:innen, Vereine oder Unternehmen leisten, z. B. über Baumscheibenpatenschaften.

Bürger:innen und Unternehmen aktivieren

Wie Sie Zielgruppen in Ihrem Quartier identifizieren und ansprechen können, zeigt der Leitfaden „Engagement für Stadtgrün stärken“.

Grünpat:innen lassen die Nachbarschaft aufblühen (München)

Um Bürger:innen an der Gestaltung und Pflege von Grün zu beteiligen, gibt es in München das Projekt „Grünpat:innen“ vom Green City e. V. und verschiedenen Referaten der Stadt. Hier können sich Interessierte eine Fläche in Wohnortnähe aussuchen und eine Patenschaft übernehmen. Die Ehrenamtlichen bereiten die Fläche vor, bepflanzen und pflegen sie. Unterstützt werden sie durch Mitmach-Pflanzaktionen und eine Toolbox mit Pflanzenlisten, Werkzeugbeschreibungen und Tipps.

Foto: © Green City e. V.

Auch die Gebäudeoberflächen können einen wichtigen Beitrag zur Klimaresilienz des Quartiers leisten. Dazu gehört die Begrünung von Dächern und Fassaden. Hinweise zur Umsetzung von Gründächern und -fassaden finden Sie in den Steckbriefen „Dachbegrünung“, „Wandgebundene Fassadenbegrünung“ und „Bodengebundene Fassadenbegrünung“.

  1. Im Sommer 2019 interviewten Forschende der Ludwig-Maximilians-Universität München 13 Bewohner:innen des Bahnhofsviertels. Die Heatmap zeigt das subjektive Temperaturempfinden der Befragten: Mit der Software QGIS wurde grafisch dargestellt, wie häufig verschiedene Straßen als angenehm bzw. unangenehm hinsichtlich der Hitzebelastung genannt wurden. Orte mit viel Grün empfinden die Befragten angenehmer als die unbegrünten Straßen im Viertel.

Hintergrund

Im Projekt „Grüne Stadt der Zukunft“ erforschten die Technische Universität München, die Ludwig-Maximilians-Universität München, das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und die Landeshauptstadt München, wie Potenziale von grünen Freiräumen für eine klimaresiliente Stadt ausgeschöpft werden können. Hierzu wurden Klimasimulationen, Bevölkerungsbefragungen und Gespräche mit Expert:innen durchgeführt.

Impressum

Autor:innen:
Malte Welling
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)

Amelie Bauer
Sophie Duschinger
Ludwig-Maximilians-Universität München,  Institut für Soziologie

Teresa Zölch
Kira Rehfeldt
Landeshauptstadt München

Simone Linke
Technische Universität München (TUM)

Stand: Oktober 2023

Redaktion: Antonia Sladek, IÖW

Herausgeber:innen:
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, gemeinnützig
Potsdamer Straße 105, 10785 Berlin
kommunikation@ioew.de

Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München
bernhard.gill@lmu.de

Gestaltung:
Volker Haese, Dipl. Grafik-Designer, Bremen

Projekt:
„Grüne Stadt der Zukunft – klimaresiliente  Quartiere in einer wachsenden Stadt“