Logo-GSdZ_cut_sm

Checkliste: Städtebaulich-landschafts­planerische Wettbewerbe für klimaresiliente Quartiere

Ziel:

Mit dieser Checkliste können Auslobende überprüfen, ob ihr Wettbewerbsverfahren den wachsenden Herausforderungen der Klimaanpassung gerecht wird. Für wichtige Verfahrensschritte – von der Grundlagenermittlung bis zur Auftragsvergabe – erhalten Sie Informationen zur Integration klimatischer Belange und können so selbst einschätzen, wie gut Sie Klimaanpassung bereits umgesetzt haben.

Für:

 Wie Sie die in der Checkliste angesprochenen Aufgaben konkret umsetzen können, erfahren Sie in der Anleitung „Klimaanpassung in städtebaulich/ -landschaftsplanerischen Wettbewerben“. Diese Broschüre zeigt detailliert, wann und wie Sie klimatische Belange in ein Wettbewerbsverfahren integrieren können.

Grafik: bogevischs büro, grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner

Vorbereitung und erste Schritte des Wettbewerbsprozesses

Weichen für Klimaanpassung im Wettbewerb stellen

Setzen Sie klare klimaorientierte Ziele. Führen Sie frühzeitig (vor der Erarbeitung der Auslobung) intensive Gespräche mit betroffenen Fachstellen (z. B. Klimafachstellen, Grünplanung, Stadt-/Siedlungsentwässerung): Holen Sie Stellungnahmen und Ersteinschätzungen ein, etwa zur klimatischen Ausgangssituation.

Planungsphase

Integration von Klimaanpassung

Grundlagenermittlung

Klimaanpassungsziele aus übergeordneten Planungen (z. B. Landesplan, Regionalplan, Flächennutzungsplan) sind eingeflossen.

Falls es relevante Zielsetzungen in stadtweiten Leitlinien oder Konzepten gibt (etwa in einem Klimaanpassungskonzept), wurden sie berücksichtigt.

Alle klimarelevanten politisch gefassten Beschlüsse wurden beachtet.

Ein interdisziplinäres Startgespräch hat stattgefunden – u. a. mit Klimafachstellen (auch Bauamt, Grünflächenamt, Amt für Infrastruktur etc.) sowie Ansprechpersonen zu Stadt-/Siedlungsentwässerung, Feuerwehr und Flächenunterhalt.

Baumstandort oder Rettungsweg?

Die Flächenbedarfe der Feuerwehr sollten bereits im Rahmen der Grundlagenermittlung berücksichtigt werden, um entsprechende Anforderungen (z. B. zweiter baulicher Rettungsweg) in die Auslobung zu integrieren. Werden die Ansprüche der Feuerwehr erst in späteren Planungsverfahren (z. B. Bebauungsplanung) berücksichtigt, steigt die Gefahr, dass Baumstandorte und Grünflächen aufgrund von Anleiterflächen nicht umgesetzt werden können.

Eine stadtklimatische Ersteinschätzung (z. B. anhand einer Klimafunktionskarte) ist erfolgt.

Ggf. wurden Testentwürfe als Grundlage zur Prüfung stadtklimatischer Auswirkungen erstellt, was besonders in klimatisch sensiblen Gebieten relevant ist.

Externe Gutachten zur stadtklimatischen Situation und zu möglichen Auswirkungen von Planungen (z. B. auf Grundlage der Testentwürfe) sind beauftragt bzw. liegen vor.

Alle wichtigen Akteur:innen der frühen Planungsphasen, wie die an dem Wettbewerb beteiligten Fachstellen, sind für die klimaorientierten Zielstellungen sensibilisiert.

Grundsatz- und Eckdatenbeschluss

Der Eckdatenbeschluss geht ausreichend auf stadtklimatische Belange (z. B. Ausgangssituation, Potenziale, Herausforderungen) und Klimaanpassungsmaßnahmen ein.

Stellungnahmen der Klimafachstellen oder thematisch betrauten Ämter/Behörden wurden eingeholt und berücksichtigt.

Der Beschluss definiert strategische Ziele zu klimatischen Belangen (z. B. eine naturnahe Regenwasserbewirtschaftung oder die Verbesserung des Mikroklimas) und enthält finanzielle Eckdaten.

Klimaorientierte Planungshinweise, wie das Freihalten wichtiger Durchlüftungsachsen oder Aussagen zur Hydrogeologie, sind integriert.

Klimatische Belange, wie Regenwassermanagement, Begrünung und Mikroklima, waren Teil der Abwägung.

Beauftragung des Betreuungsbüros

ggf. Auswahl des Preisgerichts,   Empfehlung geeigneter Planungsbüros (Liste)

Das beauftragte Betreuungsbüro hat Erfahrung im Umgang mit stadtklimatischen Erfordernissen und ist in der Lage, Wettbewerbsbeteiligte für klimatische Belange zu sensibilisieren.

Im Preisgericht sind stimmberechtigte Expert:innen für Belange der Klimaanpassung und des Klimaschutzes ausreichend vertreten. Auf eine ausgewogene Besetzung des Preisgerichts aus Architekt:innen und Landschaftsarchitekt:innen wurde geachtet.

Expert:innen für Belange der Klimaanpassung und des Klimaschutzes sind als sachverständige Beratende (Gutachter:innen) beteiligt.

Die eingeladenen und teilnehmenden Planungsbüros haben Erfahrung im Umgang mit stadtklimatischen Erfordernissen.

Preisgerichtsvorbesprechung

In der Preisgerichtsvorbesprechung gab es Fachvorträge oder andere Informationsangebote, um für Themen der Klimaanpassung zusätzlich zu sensibilisieren. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn im Preisgericht zu wenige Personen mit Kompetenz im Bereich der Klimaanpassung vertreten sind.

Erstellen der Auslobung

Auslobung ansprechend gestalten

Kommunizieren Sie die Inhalte kompakt, klar, verständlich und motivierend, um Interesse an der Planungsaufgabe zu wecken. Stellen Sie die wichtigsten Ziele klar in den Vordergrund – zu viele Einzelziele „verwässern“ die übergeordnete Planungsaufgabe.

Planungsphase

Integration von Klimaanpassung

Erarbeitung des Auslobungstextes

Die Klimafachstellen haben an der Erstellung des Auslobungstextes mitgewirkt (z. B. durch Stellungnahmen und Textbausteine).

Die Leistungsbeschreibung des Auslobungstextes thematisiert Klimabelange umfangreich. Eventuell spricht sogar schon der Titel des Wettbewerbs Aspekte der Klimaanpassung oder Klimaresiliez an.

Klimabelange sind zentraler Bestandteil der Wertungskriterien.

Kriterien der Klimaanpassung – etwa zu unterbauten Flächen, Flächenversiegelung, zur Umsetzung eines nachhaltigen Regenwassermanagements oder zur Berücksichtigung wichtiger Luftleitbahnen – wurden explizit genannt und berücksichtigt.

Mehr dazu in der ausführlichen Anleitung, ab S. 26.

Relevante Informationen zu klimatischen Zielsetzungen (z. B. Gutachten, Konzepte, Satzungen etc.) wurden als Anhang beigefügt und die wichtigsten Ergebnisse kurz und knapp dargestellt.

Detaillierte Informationen zum Mehrwert klimatischer Gutachten finden Sie im Steckbrief „Fachgutachten in der Bauleitplanung“.

Bearbeitung und Vorprüfung

Vorprüfung stärken

Stellen Sie zeitliche und finanzielle Ressourcen für die Vorprüfung bereit. Die Investition lohnt sich – vor allem eine Begleitung durch Fachgutachter:innen und Berater:innen. Eine umfangreiche Vorprüfung kann helfen, Herausforderungen frühzeitig zu erkennen, Defizite der Entwürfe hinsichtlich klimatischer Belange aufzuzeigen und anschließende Planungsprozesse zu beschleunigen.

Planungsphase

Integration von Klimaanpassung

Rückfragenkolloquium

Die zuvor beauftragten Gutachter:innen mit Klimaexpertise waren im Rückfragenkolloquium vertreten.

Im Rückfragenkolloquium wurden die teilnehmenden Planungsbüros zu den Themen der Klimaanpassung zusätzlich sensibilisiert, ggf. durch das Betreuungsbüro.

Vorprüfung

An der Vorprüfung waren sachverständige Berater:innen und Gutachter:innen mit Klimaexpertise beteiligt.

Die Bearbeiter:innen hatten genügend Zeit und Informationen für eine gründliche Vorprüfung.

Preisgerichtssitzung und Bekanntmachung

Zeitmanagement und Moderation

Achten Sie auf eine gute Moderation der Preisgerichtssitzung: Die Diskussionsbeiträge der Mitglieder des Preisgerichts sollten ausgeglichen sein. Planen Sie zudem ausreichend Zeit für eine Preisgerichtssitzung ein und bringen Sie Klimaanpassungsthemen rechtzeitig ein. Andernfalls besteht die Gefahr, dass diese Themen an einem langen Tag nicht ausreichend diskutiert und berücksichtigt werden.

Planungsphase

Integration von Klimaanpassung

Preisgerichtssitzung

In der Preisgerichtssitzung wurden die wichtigsten Ergebnisse der Vorprüfung zu klimatischen Belangen durch die entsprechenden Expert:innen oder das Betreuungsbüro vorgestellt, ggf. angelehnt an die Kriterien der Klimaanpassung, welche in der Auslobung definiert werden (siehe ausführliche Anleitung, ab S. 26).

Das Preisgericht hat intensiv über Klimabelange diskutiert.

Preisgerichtssitzung mit Empfehlungsergebnis

Bei Bedarf wurde ein klimaorientierter Überarbeitungsauftrag vor der Zuerkennung des Preises ausgesprochen.

Vor einer weiteren Beauftragung wurde geprüft, ob die Gewinnerentwürfe die Anforderungen an Klimabelange erfüllen, ggf. mithilfe eines weiteren vertiefenden Gutachtens.

Auftragsvergabe für den weiteren Planungsprozess

Falls nötig hat das Preisgericht eine klimatische Optimierung der preistragenden Entwürfe eingefordert, unterstützt durch z. B. weitere Modellierungen.

Die Anleitung „Klimaanpassung in städtebaulich-/landschaftsplanerischen Wettbewerben“ unterstützt Sie Schritt für Schritt bei der Durchführung klimaorientierter Planungswettbewerbe.

Der Artikel „Planungswettbewerbe klimafest gestalten: Neuer Kriterienkatalog integriert klimagerechte Aspekte“ in der Zeitschrift „Stadt+Grün“ zeigt weitere Herangehensweisen auf.

Die Initiative Stadt.Klima.Natur stellt verschiedene Beispiele zu klimaangepassten Wettbewerben bereit.

Der Klimopass-Bericht erläutert die Umsetzung kommunaler Klimaanpassung in der Bauleitplanung anhand eines Pilotprojekts. Ab S. 59 wird die Integration von Klimaanpassung in Wettbewerbsverfahren beschrieben.

Mit Kriterien zur Förderung von Klimaschutz und Klimaanpassung in Planungswettbewerben beschäftigt sich das Forschungsprojekt „Modellvorhaben des Experimentellen Wohnungsbaus – Klimaanpassung im Wohnungsbau“. (Website / Präsentation)

Hintergrund

Für das Projekt „Grüne Stadt der Zukunft“ untersuchten das Referat für Stadtplanung und Bauordnung und das Referat für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt München gemeinsam mit der Technischen Universität München, welche Handlungsmöglichkeiten verschiedene formelle und informelle Planungsinstrumente für eine klimaorientierte Stadtplanung bieten.

Impressum

Autor:innen:
Eva-Maria Moseler
Landeshauptstadt München, Planungsreferat

Simone Linke
Annabell Hoffmann
Technische Universität München

Stand: November 2023

Redaktion: Antonia Sladek, IÖW

Herausgeber:innen:
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, gemeinnützig
Potsdamer Straße 105, 10785 Berlin
kommunikation@ioew.de

Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München
bernhard.gill@lmu.de

Gestaltung:
Volker Haese, Dipl. Grafik-Designer, Bremen

Projekt:
„Grüne Stadt der Zukunft – klimaresiliente  Quartiere in einer wachsenden Stadt“