Steckbrief: Bodengebundene Fassadenbegrünung
Kühlende Kletterpflanzen mit und ohne Rankhilfe
Ziel
Mit dem Steckbrief können Sie Merkmale und Kosten für zwei Formen der Fassadenbegrünung vergleichen: den leitbaren Bewuchs mit Kletterhilfe und den flächigen Direktbewuchs. Zudem stellen wir Vorteile von Fassadengrün sowie Möglichkeiten zur Förderung und Beratung vor.
Für
- Kommunale Verwaltung (v. a. Planungs-, Umwelt-, Bau- und Klimafachstellen)
- Freie Planer:innen (v. a. Landschaftsarchitektur, Architektur, Stadtplanung)
- Eigentümer:innen, Bauherr:innen, Wohnungsunternehmen
Nutzen Sie auch die Steckbriefe zur wandgebundenen Fassadenbegrünung und zur Dachbegrünung. |
Fallbeispiel: Immergrünes Geißblatt schmückt Münchner Wohnhaus
Für eine bodengebundene Fassadenbegrünung eignen sich Selbstklimmer wie der Wilde Wein und Gerüstkletterer wie das Immergrüne Geißblatt, das zum Beispiel an diesem Bestandsgebäude in der Baaderstraße gepflanzt wurde. Die Begrünung an dem dreistöckigen Büro- und Wohngebäude ohne Wärmedämmverbundsystem wurde 2022 fertiggestellt:
- Kosten ca. 5.300 € (davon ca. 1.400 € Materialkosten)
- sechs Immergrüne Geißblätter (Lonicera henryi)
- befestigt an sechs Seilen mit einer Gesamtlänge von 45 m
- halbschattiger-schattiger Standort
Mehr Details zur Planung und Umsetzung finden Sie in den Hintergrundinformationen
Vorteile auf einen Blick
- verbessert das Mikroklima durch Verdunstungskühlung, reduziert dadurch den städtischen Wärmeinseleffekt und erhöht die Aufenthaltsqualität,
- schützt Gebäude vor Temperaturextremen, UV-Strahlung, Wind- und Regeneinwirkung sowie Vandalismus (z. B. durch Graffiti),
- senkt den Kühl- und Heizenergiebedarf bei vollflächiger Begrünung, vor allem bei ungedämmten Fassaden,
- bindet CO2, filtert Feinstaub und Luftschadstoffe,
- fördert die Biodiversität durch die Erweiterung des Lebensraums für Flora und Fauna,
- steigert bei guter Planung und Pflege den Wert der Immobilie.
„Bodengebundenes Fassadengrün ist in der Anschaffung vergleichsweise kostengünstig. Es kommt allerdings darauf an, Pflanzen, Substrat und System standortgerecht auszuwählen.“
Cornelia Leupold
Förderprogramme Begrünung, Landeshauptstadt München.
Angenehmes Wohnklima: Begrünte Fassaden bleiben deutlich kühler
Mehr Details zur Wirkung von Fassadengrün finden Sie in den Hintergrundinformationen
Im Vergleich: Fassadengrün mit und ohne Kletterhilfe
Flächiger Direktbewuchs, ohne Kletterhilfe:
Abb. 2: Begrünung mit Wildem Wein (links) bzw. Efeu und Wildem Wein (rechts), München
Leitbarer Bewuchs, mit Kletterhilfe:
Abb. 3: Begrünung mit Blauregen (links), München, bzw. überwiegend mit Blauregen (rechts), Berlin
Flächenförmiger Direktbewuchs
Leitbarer Bewuchs
Pflanzentyp
Selbstklimmer
Gerüstkletterer
Geeignete Pflanzenarten
- Wurzelkletterer (z. B. Efeu)
- Haftscheibenranker (z. B. Wilder Wein)
- Blattranker (z. B. Waldrebe)
- Sprossranker (z. B. Weinrebe)
- Schlinger oder Winder (z. B. Blauregen)
- Spreizklimmer (z. B. Kletterrose)
Verfügbare Pflanzenauswahl
gering
mittel
Bewässerung und Nährstoffeintrag
meist direkte Wasser- und Nährstoffversorgung über natürliche Einträge (abhängig von Bodenvolumen und Wasserspeicherfähigkeit); bei Bedarf je nach Standort über Wasserversorgungsanlage
Substrat
Bodenanschluss notwendig (mit ausreichendem und geeignetem Bodenvolumen, mindestens 50 cm durchwurzelbare Tiefe)
Technisch-bauliche Anforderungen
- kaum bauliche Maßnahmen
- Außenwand, ohne technische Hilfsmittel
- Kletterhilfe an Bauwerkshülle passend zur Pflanzenwahl und zum Fassadenmaterial
- bauaufsichtlich relevant, statischer Nachweis erforderlich
- tragende Bauteile: Korrosionsschutz oder rostfreies Material
Möglichkeiten der Wandkonstruktion
- massive, einschalige Konstruktion
- massive, einschalige Konstruktion
- Holzkonstruktion vollflächig bekleidet oder ausgefacht*
- Metallkonstruktion freistehend oder ausgefacht – Vorsatzschale*
- vorgehängte hinterlüftete Fassade*
- Wärmedämm-Verbundsysteme*
* Einzelfallprüfung erforderlich
Flächenbedarf (Grundfläche)
gering
Investitionskosten*
Wandfläche
Einbaukosten Direktbewuchs
Einbaukosten leitbarer Bewuchs inkl. Kletterhilfen und Montage
20 m²
10–55 €/m²
100–260 €/m²
50 m²
10–98 €/m²
35–110 €/m²
100 m²
8–97 €/m²
35–230 €/m²
8–50 €/m²
35–120 €/m²
Pflegeaufwand
gering bis mittel, in der Regel ein Pflegeschnitt pro Jahr
mittel, nimmt mit der Zeit zu,
zwei bis drei Pflegegänge pro Jahr,
abhängig von Pflanzenwahl und
Standortbedingungen
Kosten für Wartung, Inspektion und Instandsetzung*
Wandfläche
jährliche Pflegekosten
Jährliche Pflegekosten inkl.
Funktionskontrolle der Kletterhilfen
20 m²
5–60 €/m²
15–45 €/m²
50 m²
12–45 €/m²
12–30 €/m²
100 m²
10–33 €/m²
10–22 €/m²
250 m²
8–20 €/m²
8–12 €/m²
Abhängig von der Häufigkeit der Pflegeintervalle und der Zugänglichkeit der Fassadenbegrünung können die jährlichen Pflegekosten einer Bepflanzung ohne Kletterhilfe teurer sein als die Pflege einer Begrünung mit Kletterhilfe.
Öffentliche Fördermaßnahmen
Es gibt zahlreiche kommunale und regionale Förderprogramme, die Anreize zur Fassadenbegrünung geben. Je nach Stadt unterscheiden sich die Förderbedingungen sowie die Höhe des Zuschusses. Die Genehmigungsbehörde kontrolliert, ob die geplante Begrünung förderfähig ist und prüft, ob sie korrekt angebracht und gepflegt wird.
Beispiele für Förderprogramme:
- Stadt München: Förderprogramm Begrünung „Grün in der Stadt“
- Land Berlin: Förderprogramm „GründachPLUS“
- Land Hamburg: Förderprogramm „An die Wände – fertig – grün!“
- Eine Übersicht zu weiteren kommunalen Förderprogrammen gibt es auf www.gebaeudegruen.info
Beratungsangebote
Beratungsangebote zur Fassadenbegrünung können Sie direkt über die Städte und Kommunen erfragen oder sich bei ausgewählten Verbänden beraten lassen. Der Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) bietet beispielsweise neben Broschüren auch eine Vielzahl von Dienst- und Serviceleistungen zum Thema Fassadenbegrünung speziell für Städte an, um diese zu unterstützen. Zu empfehlen ist, dass Sie nach einer ersten Beratung ein Angebot bei den BuGG-Mitgliedsfirmen einholen.6
Für das Münchner Stadtgebiet bietet beispielsweise das Begrünungsbüro Green City e. V. kostenfreie und unabhängige fachliche Informationen zur Fassadenbegrünung an.
Wenn Sie tiefer einsteigen wollen oder Tipps für Planung und Umsetzung mit deren rechtlichen Rahmenbedingungen suchen, lesen Sie die Hintergrundinformationen zu diesem Steckbrief.
Im „Handbuch Grüne Wände“ fasst die Stadt Hamburg die wichtigsten Informationen zur Fassadenbegrünung gut strukturiert und anschaulich aufbereitet zusammen.
Die Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von Fassadenbegrünungen der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. enthalten unter anderem wertvolle Hinweise zu folgenden Bereichen: Auswahlkriterien zu Kletterpflanzen, Übersicht zu Kletterkonstruktionen, Optimierung von Kletterhilfen und Befestigungsmitteln, Strategien zur Vermeidung nachteiliger Wirkungen von Dickenbewuchs, Zusammenstellung der unterschiedlichen Pflegekategorien.
Der Bundesverband GebäudeGrün e. V. stellt Listen zu Pflanzen für eine bodengebundene Begrünung sortiert nach Kletterhilfen und Lichtansprüchen kostenlos zur Verfügung.
- Brune, M.; Bender, S.; Groth, M., (2017). Gebäudebegrünung und Klimawandel. Anpassung an die Folgen des Klimawandels durch klimawandeltaugliche Begrünung. Report 30. Climate Service Center Germany. Hamburg.
BuGG – Bundesverband GebäudeGrün e. V. (2020). Grüne Innovation
Fassadenbegrünung. Berlin.
BuGG – Bundesverband GebäudeGrün e. V.; IBF – Ingenieurtechnische Beratung Fischer (2022). Förderrichtlinie Dach- und Fassadenbegrünung – Machbarkeitsstudie, Kurzfassung.
Dettmar, J.; Pfoser, N.; Sieber, S. (2016). Gutachten Fassadenbegrünung. Darmstadt.
FLL – Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. (Hrsg.) (2018). Fassadenbegrünungsrichtlinien. Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von Wand- und Fassadenbegrünungen. Bonn.
Pfoser, N. (2016). Fassade und Pflanze. Potenziale einer neuen Fassadengestaltung. Darmstadt.
Pfoser, N. (2018). Vertikale Begrünung. Stuttgart.
Wiener Umweltschutzabteilung (2019). Leitfaden Fassadenbegrünung. Wien. - Abb. 1 zeigt beispielhaft die Unterschiede in der Oberflächentemperatur mit und ohne Fassadenbegrünung anhand des Modells ENVI-Met, durchgeführt im Projekt „Grüne Stadt der hat formatiert: Durchgestrichen, Hervorhebe Zukunft“. Mit dieser 3D Software können mikroklimatische Auswirkungen von Gebäuden und Vegetation simuliert werden. Quelle: ENVI-met GmbH (2023, 23.05): ENVI-met Software. ENVi_MET. https://www.envi-met.com/de/software/
- Brune, M.; Bender, S.; Groth, M., (2017). Gebäudebegrünung und Klimawandel. Anpassung an die Folgen des Klimawandels durch klimawandeltaugliche Begrünung. Report 30. Climate Service Center Germany. Hamburg.
BuGG – Bundesverband GebäudeGrün e. V. (2020). Grüne Innovation Fassadenbegrünung. Berlin.
BuGG – Bundesverband GebäudeGrün e. V.; IBF – Ingenieurtechnische Beratung Fischer (2022). Förderrichtlinie Dach- und Fassadenbegrünung – Machbarkeitsstudie, Kurzfassung.
Dettmar, J.; Pfoser, N.; Sieber, S. (2016). Gutachten Fassadenbegrünung. Darmstadt.
FLL – Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. (Hrsg.) (2018). Fassadenbegrünungsrichtlinien. Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von Wand- und Fassadenbegrünungen. Bonn.
Pfoser, N. (2016). Fassade und Pflanze. Potenziale einer neuen Fassadengestaltung. Darmstadt
Pfoser, N. (2018). Vertikale Begrünung. Stuttgart.
Wiener Umweltschutzabteilung (2019). Leitfaden Fassadenbegrünung. Wien. - Abb. 1 zeigt beispielhaft die Unterschiede in der Oberflächentemperatur mit und ohne Fassadenbegrünung anhand des Modells ENVI-Met, durchgeführt im Projekt „Grüne Stadt der hat formatiert: Durchgestrichen, Hervorhebe Zukunft“. Mit dieser 3D Software können mikroklimatische Auswirkungen von Gebäuden und Vegetation simuliert werden. Quelle: ENVI-met GmbH (2023, 23.05): ENVI-met Software. ENVi_MET. https://www.envi-met.com/de/software/
- BuGG (2020); BuGG/IBF (2022); Dettmar et al. (2016); Pfoser, N. (2018) und Pfoser, N. (2016) [siehe Endnote 1]; sowie FLL (2018), S. 53–79 [siehe Endnote 1]
- BuGG (aufgerufen am 26.05.2023): https://www.gebaeudegruen.info/service/service-dienstleistungen-fuer-staedte
- Tabelle verändert nach BuGG/IBF (2022) [siehe Endnote 1], S. 48.
- Tabelle verändert nach ebd.
- BuGG (2020); BuGG/IBF (2022); Dettmar et al. (2016); Pfoser, N. (2018) und Pfoser, N. (2016) [siehe Endnote 1]; sowie FLL (2018), S. 53–79 [siehe Endnote 1]
- BuGG (aufgerufen am 26.05.2023): https://www.gebaeudegruen.info/service/service-dienstleistungen-fuer-staedte
- Tabelle verändert nach BuGG/IBF (2022) [siehe Endnote 1], S. 48
- Tabelle verändert nach ebd.
Hintergrund
Das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) der Landeshauptstadt München hat im Rahmen des Projekts „Grüne Stadt der Zukunft“ zur Wirkung verschiedener Begrünungsmaßnahmen geforscht, u. a. auch zur Fassadenbegrünung.
Impressum
Autor:innen:
Kira Rehfeldt
Dr. Teresa Zölch
Landeshauptstadt München, Referat für Klima- und Umweltschutz
Sabrina Erlwein
Technische Universität München
Stand: Oktober 2023
Redaktion: Antonia Sladek, IÖW
Herausgeber:innen:
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, gemeinnützig
Potsdamer Straße 105, 10785 Berlin
kommunikation@ioew.de
Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München
bernhard.gill@lmu.de
Gestaltung:
Volker Haese, Dipl. Grafik-Designer, Bremen
Projekt:
„Grüne Stadt der Zukunft – klimaresiliente Quartiere in einer wachsenden Stadt“