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Steckbrief: Wandgebundene Fassadenbegrünung

Horizontale und vertikale Systeme für eine kühlende Pflanzenvielfalt

Ziel

Mit dem Steckbrief können Sie horizontale und vertikale Trägersysteme einer wandgebundenen Fassadenbegrünung vergleichen. Zuvor stellen wir zentrale Leistungen von Fassadengrün vor. Abschließend nennen wir Fördermöglichkeiten.

Für

 Weitere Anregungen gibt es in den Steckbriefen zur bodengebundenen Fassadenbegrünung und zur Dachbegrünung.

Fallbeispiel: Vertikaler Garten in Berlin-Kreuzberg

Fassadengrün kann das Mikroklima spürbar verbessern, etwa hier in der stark befahrenen Glogauer Straße. Die vorgehängte hinterlüftete „Living Wall“ ist in das architektonische Konzept des 2016 fertiggestellten sechsgeschossigen Wohngebäudes integriert.
Foto: Dr. Sarah Rivière 2017

„Wandgebundenes Fassadengrün ist eine Alternative für innerstädtische Bereiche, wo für Pflanzen kein Boden­anschluss möglich ist. Die Pflanzenauswahl sollte sich an der Besonnung der Fassade orientieren.“

Cornelia Leupold
Förderprogramme Begrünung, Landeshauptstadt München.

Genauere Hinweise für die Planung und Umsetzung finden Sie in den Hintergrundinformationen zu diesem Steckbrief.

Vorteile auf einen Blick

Fassadengrün…1
Foto: © Rasmus Hjortshøj Coast Studio for JAJA Architects

Angenehmes Wohnklima: Begrünte Fassaden bleiben deutlich kühler

Abb. 1: Unterschiede der Oberflächentemperatur mit und ohne Fassadenbegrünung, modelliert für das Sanierungsgebiet München-Moosach an einem heißen Sommertag.2
Grafik: Sabrina Erlwein 2021
Mehr Details zur Wirkung von Fassadengrün finden Sie in den Hintergrundinformationen.

Im Vergleich: Horizontale und vertikale Trägersysteme

Horizontale Trägersysteme:

Horizontale Trägersysteme zeichnen sich durch eine Regalbauweise aus. Die Rinnen oder Tröge werden mit Substrat gefüllt und übereinander angeordnet. Abhängig von der Pflanzenart können unter­stützend Kletterhilfen angebracht werden.3

Fotos: © Wolfgang Heidenreich 2016

Abb. 2: Begrünung in Pflanzkästen v. a. mit Blauregen und Wildem Wein, Wien.

Abb. 3: Horizontales Rinnensystem mit Immergrüner Schleifenblume, Blaugräsern, Katzenminze, Federnelke, Gemeiner Schafgarbe und Thymian, Wien.

Vertikale Trägersysteme: Es gibt modulare und flächige Trägersysteme, die vertikal an die Fassade angebracht werden (siehe auch Abb. 6). Flächige Konstruktionen nutzen meist Textil- oder Metallblechsysteme mit Pflanztaschen. Modulare Systeme verwenden Körbe, Matten, Kassetten etc., die auf einer Unterkonstruktion montiert, mit Substrat gefüllt und mit Wasser sowie Nährstoffen versorgt werden.4
Foto: © Dr. Sarah Rivière 2017

Abb. 4: Vertikales Vlies-Substrat-System auf vorgehängter, hinterlüfteter Fassade in Berlin. Begrünung u. a. mit Blaukissen, Riesensteinbrech, Storchschnabel, Christrose, Purpurglöckchen und diversen Gräsern.

Anregungen für Architekt:innen

Im Buch „Grüne Fassaden“ (2023) vermittelt Nicole Pfoser Fachwissen und stellt internationale Best-Practice-Beispiele vor.
Grafiken: © Nicole Pfoser 2013

Abb. 5: Pflanzgefäße mit horizontalen Trägersystemen (lineare Bauweise).

Abb. 6: Links: vertikales Trägersystem in Modulen; rechts: vertikale flächige Konstruktion mit Filztaschen.

Horizontale Trägersysteme

Vertikale Trägersysteme

Geeignete Pflanzenarten

Stauden (Gräser, Farne, Knollen- und Zwiebelpflanzen), Kleingehölze, ggf. Gerüstkletterpflanzen (Schlinger, Ranker, Spreizklimmer)

Stauden (Gräser, Farne), Kleingehölze, Moose, Geophyten

Verfügbare Pflanzenauswahl

groß

Bewässerung und Nährstoffeintrag

Technisch-bauliche Anforderungen

Substrat/Trägerstoffe

Auswahl des Substrats und der Trägerstoffe in Anlehnung an die FLL-Dachbegrünungsrichtlinie treffen

mineralische, feuchtespeichernde Gemische (Lava, Bims), Substratersatzstoff (Sphagnum, Steinwolle) oder Geotextil

Bauweise

Modulares System:

Flächiges System:

Möglichkeiten der Wandkonstruktion

* Einzelfallprüfung erforderlich

* Einzelfallprüfung erforderlich

Investitions­kosten*

Wandfläche

Horizontale Trägersysteme

Vertikale Trägersysteme

20 m²

300-500 €/m²

250-1.000 €/m²

50 m²

200-310 €/m²

600-800 €/m²

100 m²

190-230 €/m²

500-700 €/m²

250 m²

190-210 €/m²

450-700 €/m²

*Richtwerte, netto6

Pflegeaufwand

Kosten für Wartung, Inspektion und Instandsetzung

gemäß DIN 31051

Abhängig von der Häufigkeit der Pflegeintervalle, der Zugänglichkeit der Fassadenbegrünung und von der Gestaltung sowie Größe der begrünten Fläche können die jährlichen Pflegekosten einer Bepflanzung stark variieren (ca. 20–100 €).

Die Tabelle basiert auf verschiedenen Leitlinien und Gutachten.7

Öffentliche Fördermaßnahmen

Es gibt zahlreiche kommunale und regionale Förderpro­gramme, die Anreize zur Fassaden­begrünung geben. Je nach Stadt unterscheiden sich die Förderbedingungen sowie die Höhe des Zuschusses. Die Genehmigungs­behörde kontrolliert, ob die geplante Begrünung förderfähig ist und prüft, ob sie korrekt angebracht und gepflegt wird.

Beispiele für Förderprogramme:

Beratungsangebote

Beratungsangebote zur Fassadenbegrünung können Sie direkt über die Städte und Kommunen erfragen oder sich bei ausgewählten Verbänden beraten lassen. Der Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) bietet beispielsweise neben Broschüren auch eine Vielzahl von Dienst- und Serviceleistungen zum Thema Fassadenbegrünung speziell für Städte an, um diese zu unterstützen. Zu empfehlen ist, dass Sie nach einer ersten Beratung ein Angebot bei den BuGG-Mitgliedsfirmen einholen. Für das Münchner Stadtgebiet bietet beispielsweise das Begrünungsbüro Green City e. V. kostenfreie und unabhängige fachliche Informationen zur Fassadenbegrünung an.

Wenn Sie tiefer einsteigen wollen oder Tipps für Planung und Umsetzung mit deren rechtlichen Rahmenbedingungen suchen, lesen Sie die Hintergrundinformationen zu diesem Steckbrief.

Im „Handbuch Grüne Wände“ fasst die Stadt Hamburg die wichtigsten Informationen zur Fassadenbegrünung gut strukturiert und anschaulich aufbereitet zusammen.

Die Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von Fassadenbegrünungen der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. enthalten unter anderem wertvolle Hinweise zu folgenden Bereichen: Auswahlkriterien zu Pflanzen, Konstruktionstechnische Anforderungen und Voraussetzungen, Zusammenstellung der unterschiedlichen Pflegekategorien.

Der Bundesverband GebäudeGrün e. V. stellt Listen zu Pflanzen für eine wandgebundene Begrünung  kostenlos zur Verfügung.

  1. Brune, M.; Bender, S.; Groth, M. (2017). Gebäudebegrünung und Klimawandel. Anpassung an die Folgen des Klimawandels durch klimawandeltaugliche Begrünung. Report 30. Climate Service Center Germany. Hamburg.
    BuGG – Bundesverband GebäudeGrün e. V. (2020). Grüne Innovation Fassadenbegrünung. Berlin.
    BuGG – Bundesverband GebäudeGrün e. V.; IBF – Ingenieurtechnische Beratung Fischer (2022). Förderrichtlinie Dach- und Fassadenbegrünung – Machbarkeitsstudie, Kurzfassung.
    Dettmar, J.; Pfoser, N.; Sieber, S. (2016). Gutachten Fassadenbegrünung. Darmstadt.
    FLL – Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. (Hrsg.) (2018). Fassadenbegrünungsrichtlinien. Richtlinien für die Planung, Ausführung und Pflege von Wand- und Fassadenbegrünungen. Bonn.
    Pfoser, N. (2016). Fassade und Pflanze. Potenziale einer neuen Fassadengestaltung. Darmstadt.
    Pfoser, N. (2018). Vertikale Begrünung. Stuttgart.
    Wiener Umweltschutzabteilung (2019). Leitfaden Fassadenbegrünung. Wien.
  2. Abb. 2 zeigt beispielhaft die Unterschiede in der Oberflächentem­peratur mit und ohne Fassadenbegrünung anhand des Modells ENVI-Met, durchgeführt im Projekt „Grüne Stadt der Zukunft“. Mit dieser 3D-Software können mikroklimatische Auswirkungen von Gebäuden und Vegetation simuliert werden. Quelle: ENVI-met GmbH (2023, 23.05): ENVI-met Software. ENVi_MET. https://www.envi-met.com/de/software/
  3. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) (Hrsg.) (2023). Lebendige Städte durch grüne Fassaden – Praxisratgeber wandgebundene Fassadenbegrünung. Veitshöchheim.
  4. Ebd.
  5. FLL – Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e. V. (Hrsg.) (2015). Bewässerungsrichtlinien – Richtlinien für die Planung, Installation und Instandhaltung von Bewässerungsanlagen in Vegetationsflächen. Bonn.
  6. Tabelle verändert nach BuGG/IBF (2022) [siehe Endnote 1], S. 48.
  7. BuGG (2020); BuGG/IBF (2022); Dettmar et al. (2016); Pfoser, N. (2018) und Pfoser, N. (2016) [siehe Endnote 1]; sowie FLL (2018), S. 99–147 [siehe Endnote 1].
  8. BuGG (aufgerufen am 26.05.2023): Dienst- und Serviceleistungen für Städte und Unternehmen. https://www.gebaeudegruen.info/service/service-dienstleistungen-fuer-staedte

Hintergrund

Das Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU) der Landeshauptstadt München hat im Rahmen des Projekts „Grüne Stadt der Zukunft“ zur Wirkung verschiedener Begrünungsmaßnahmen geforscht, u. a. auch zur Fassadenbegrünung.

Impressum

Autor:innen:

Kira Rehfeldt
Dr. Teresa Zölch
Landeshauptstadt München, Referat für Klima- und Umweltschutz

Sabrina Erlwein
Technische Universität München

Stand: Oktober 2023

Redaktion: Antonia Sladek, IÖW

Herausgeber:innen:
Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, gemeinnützig
Potsdamer Straße 105, 10785 Berlin
kommunikation@ioew.de

Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München
bernhard.gill@lmu.de

Gestaltung:
Volker Haese, Dipl. Grafik-Designer, Bremen

Projekt:
„Grüne Stadt der Zukunft – klimaresiliente  Quartiere in einer wachsenden Stadt“